Mir ist es ein Anliegen – ganz privat – ein paar persönliche Betroffenheiten der politischen Maßnahmen der Regierung aufzuzählen, wohl wissend dass es bedeutendere Schicksale gibt als diese.
- Eine liebe Freundin ist letzte Woche mit der Diagnose Lungenkrebs in das Spital gekommen. Dort ist sie nun allein, niemand darf sie besuchen, auch nicht ihre Schwester, ihr Sohn, ihr Enkel. Wer weiß ob wir sie noch einmal sehen können.
- Eine andere Freundin betreute bis vor kurzem ihren schwer pflegebedürftigen Mann im Altenheim, täglich beim Mittagessen. Sie darf nicht mehr zu ihm, hat nur mehr über Video mit ihm Kontakt. Er versteht das nicht, erkennt seine Frau nicht auf dem „Bildschirm“ des Handys der Pflegerin, weiß nicht was los ist. Die Freundin ist besorgt, denn ihr Mann sieht gar nicht gut aus.
- Eine meiner Schwestern ist aufgrund der Maßnahmen jetzt vermutlich auf Kurzarbeit gestellt. Sie weiß noch nicht, mit welchen Einkommenseinbußen Sie konfrontiert ist. Blöd, denn sie hat ohnehin nur einen Teilzeitjob im Textilhandel.
- Mein Vater hatte bis vor Corona regelmäßig Kontakt zu einem seiner Enkel, jetzt geht das nicht. Der Enkel lebt nicht im gemeinsamen Haushalt, kam nur zweimal die Woche nach der Schule zum Opa. Der Opa ist eine wichtige Unterstützung in der nachmittäglichen Betreuung während der Schul- und Ferienzeit.
- Wir wollten den 25. Geburtstag unseres Sohnes gerne gemeinsam feiern, das wird wohl warten müssen. Er lebt in Graz, wir halten uns an die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen. Beide Söhne sind besorgt, dass Sie etwas heimbringen und ihren 78-jährigen Vater gefährden. Deshalb kommen sie auch nicht zu Besuch.
- Die jüngste Tochter meines Mannes mit ihren 4 Kindern in Wien ist immer wieder mit der Polizei konfrontiert. Aufmerksame Nachbarn im Gemeindebau beobachten, dass sie mit ihren 4 Kindern – alle bewegungshungrig – im Freien ist. Alleinerziehend mit 4 Kindern in einer 70qm-Wohnung ist halt auch nicht einfach.
- Die älteste Tochter meines Mannes arbeitet in der stationären Altenbetreuung und
-pflege, ist eigentlich für die Sozialbetreuung zuständig. In Zeiten von Corona wird sie auch in der Pflege eingesetzt, ist weit über ihr eigentliches Arbeitsmaß hinaus beschäftigt. Hoffentlich brennen die in der Altenbetreuung nicht aus – denn dann schauen wir nicht gut aus. - Der Mann der ältesten Tochter ist/war im Gastgewerbe. Jetziger Status in der Hauptsaison: arbeitslos mit einer Wiedereinstellungszusage. Hoffentlich klappt es, er ist 55 Jahre alt.
- Die Frau des Sohnes eines Cousins meines Mannes ist verstorben: keine Beerdigung im Familienkreis, der Hinterbliebene Ehemann bleibt – physisch – allein mit seinem Kummer. Wir wissen, wie wichtig eine Verabschiedung von lieben Angehörigen im Familien- und Freundeskreis für eine gute Trauerarbeit ist.
- Und meine wirklich ganz persönliche Betroffenheit: nach einer sechswöchigen Ruhigstellung des linken Beines (beidseitiger Knöchelbruch und Operation) bekomme ich keine Physiotherapie zur Rehabilitation – alles geschlossen wegen Corona. Aber es ist eh nur das linke Bein ;(
- … wer weiß, was noch alles kommt.