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POLITISCHE GRAUSIGKEITEN 3: … FLÜCHTIGE LEHRLINGE

3. September 2018

POLITISCHE GRAUSIGKEITEN 3: … FLÜCHTIGE LEHRLINGE

Viele Unternehmer klagen über einen Mangel an (gut qualifizierten) Lehrlingen, einige Branchen sind davon besonders betroffen. Dafür wurde der Begriff Mangelberufe geprägt. Um hier kurzfristig Abhilfe zu schaffen, gibt es (oder schon „gab es“!) die Möglichkeit für junge AsylwerberInnen, auch vor der Anerkennung als Flüchtling eine Lehrstelle anzustreben und auch anzunehmen.

Das war eindeutig eine sogenannte ‚Win-win-Situation‘: Die Unternehmen konnten eine meist dringend erforderliche Arbeitskraft einstellen, die jugendlichen AsylwerberInnen konnten einer geregelten Arbeit nachgehen und erhielten eine Arbeitsmarkt-gerechte Ausbildung. Es trifft ja nicht allzu häufig zu, dass ein humanitäres Anliegen und eine ökonomisch sinnvolle Tätigkeit übereinstimmen, ‚win-win‘!

Es gibt zahllose Beispiele, wo in verschiedenen Branchen nicht-österreichische Lehrlinge wertvolle Leistungen für das jeweilige Unternehmen erbrachten, oft verbunden mit guten Erfolgen in der Berufsschule. Durch den raschen Erwerb der deutschen Sprache und die berufliche Tätigkeit wurden zwei wichtige Voraussetzungen für die Integration dieser jungen Menschen in Österreich geschaffen. Sowohl Unternehmen als auch die Zivilgesellschaft in den jeweiligen Orten setzen sich daher intensiv für den Verbleib der bereits in einem Lehrverhältnis eingebundenen Lehrlinge (auch über die Lehrzeit hinaus!) und auch die Zulassung weiterer jugendlicher AsylwerberInnen zu einer Lehre ein.

Nun kommt die von Xenophobie mitgeprägte Bundesregierung daher und verbietet AsylwerberInnen ohne Anerkennung als Flüchtlinge den Beginn einer Lehre, in den für sie offen stehenden Mangelberufen! Eine Handlung, die in weiten Kreisen Reaktionen auslöste, die sich zwischen Entsetzen und Unverständnis bewegten. Diese Regierung erregte damit auch internationales Echo: Die Neue Zürcher Zeitung titelte am 29. August einfach und korrekt: „Wien stoppt Lehre für Asylsuchende“.

Ein ‚Höhepunkt‘ dieser nunmehr geplanten und wahrscheinlich im Eilzugstempo umgesetzten Maßnahmen ist die Konzeptlosigkeit zur Schaffung von Alternativen für die Unternehmen. Hier wird auf bereits im Lande mit Aufenthaltstitel lebende Jugendliche (wieso arbeiten die eigentlich nicht schon längst?), diffuse und noch nicht einmal durchdachte Anwerbeaktionen in anderen Ländern außerhalb der EU-Mitgliedstaaten verwiesen (Varianten der Gastarbeiteranwerbung vergangener Jahrzehnte mit den damals teilweise bedenklichen Konsequenzen?). Die Vorgehensweise der Bundesregierung löst in weiten Kreisen – ArbeitsmarktexpertInnen, ÖkonomInnen, UnternehmerInnen, Hilfsorganisationen, PolitikerInnen aller Couleurs usw. Kopfschütteln und Protest aus.

Der von der zuständigen Ministerin repetitiv gebotenen Hinweise auf Versäumnisse der vorangehenden Regierung sind wohl nicht ganz ernst zu nehmen: Was hat die jetzige Regierung in dem dreiviertel Jahr ihrer Amtszeit in dieser Hinsicht geleistet?

Auf der Strecke bleiben die Jugendlichen – immerhin sind derzeit mehr als 1.000 jugendliche AsylwerberInnen in einem Lehrverhältnis – und auch ihre so häufig strapazierte möglichst umgehende Integration. Sie sind somit weitgehend zum Müßiggang verurteilt, obwohl wir aus zahllosen Forschungen wissen, dass gerade in jungen Jahren eine wichtige Prägung in Bezug auf den Arbeitsmarkt stattfindet und dass Qualifikation sehr viele spätere Probleme vermeidet oder zumindest massiv reduziert!

Ich hätte gedacht, dass die bereits durchgeführten Grausigkeiten dieser Bundesregierung nicht mehr zu überbieten seien – wieder einmal habe ich mich getäuscht!

Reiner Buchegger

 

Die unter KRITIKUSS veröffentlichten Beiträge stellen die persönliche Meinung der Autorin / des Autors dar und entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Herausgebers des Newsletters.

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